Was ist anno 2009 ein Porträt und in welchem individuellen Zusammenhang stellen Künstlerinnen und Künstler ihren thematischen Bezug dar? Die Neugierde darüber muss groß gewesen sein, denn der Zulauf zur zweiten Vernissage im noch jungen Kunst-Projekt-Raum war enorm. Einer erklärenden Eröffnungsrede durch das G.A.S-station-Team (Elisa Asenbaum und Thomas Stuck) bedurfte es offensichtlich nicht, denn Künstler und Besucher kamen schnell ins Gespräch. Mit neugierigen Fragen wurden Studierende der Hochschule für Technik und Wirtschaft (ehemals FHTW Berlin) über Thema, Herangehensweise und technische Details ihrer fotografischen Serie „Human Investment – Der imaginäre Student“ gelöchert. An anderer Stelle wurde heftigst diskutiert, ob und was künstlerische Werke, in denen ausschließlich mit Wort und Schrift gearbeitet wird, porträtieren. Oder was bedeutet es, wenn eine Künstlerin einen selbst geschaffenen Avatar, also eine virtuelle Person, wiederum mit realen künstlerischen Mitteln porträtiert? Der Interpretationen gibt es viele. Dass formale Definitionen, was ein Porträt ist oder beinhaltet, mitunter nicht helfen, dass die Vielfalt der heutigen Lebensentwürfe auch neue Denk- und Sichtweisen evoziert, sind gute Gründe, „Portrait“ zu zeigen und „Portrait“ zu sehen.
Ina Krauß (Freie Journalistin, Berlin)
Fotos: Thomas Stuck und freundlicherweise von Thomas Born (tbo) und Wolfgang Grossmann (wg) zur Verfügung gestellt.