Elisa Asenbaum & Herbert J. Wimmer
Auszug aus dem Dialog:
ÜBERGANGSMANTEL lost and found
1. lieber gewohnheitstiger,
erinnerung, wir sind die träger, manchmal aber zu träge. ein vierter feind1, der sich im älterwerden einnisten möchte, die trägheit; ist sie überhaupt feminin? So weit eine gegenderte hoheit. hoch zu ross reitet sie mit der gewohnheit, ein sattel, der notwendig ist, sie aber nicht wendig. möchte lieber ross sein, mein lieber tiger.
in erinnerung
er innert
durchquert
das lineare
von lebnis
er lebt
im sinken
bäuchlings
nach früher
durchtunnelt
sie
das zeitliche
im fühlen
fühlt bildhaft
hörhaft haftet es
an_fällt
ringwellig
ins spüren
erzähl mir, tiger, dann trage ich deine erinnerung in mir.
2. liebe gewohnheitstigerin
hab grad ein bild und schon ist es weg
wieder weg und schon ist es wieder da
mitsamt der erinnerung an das bild davor
ein altes bild von einem finger in einem buch
das in meiner erinnerung
die mich jetzt überformt
die sich mir jetzt einformt
wie ein taschenbuch ausschaut
gemalt von rembrandt mindestens
ein wasserfleckenring im querlicht
GEDÄCHTNIS steht auf dem cover
das sich um den eingeschobenen finger biegt
rote schrift auf schwarzem grund
aus der suhrkampzeit
mir ist als hörte ich den satz
das gedächtnis ist ein zeitorgan
vielleichtdimensional
schon ist mir der finger aus dem buch
aus dem gedächtnis gerutscht
erzählung geworden
kein bild hab ich nie
zeit und warten erzählen sich was
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